Abstrakte Holzskulpturen mit emotionaler Aura
Florian Rist zeigt in seiner Ausstellung „Der mit dem Holz tanzt“ 25 künstlerische Objekte im Dorfgemeinschaftshaus Bibersfeld. Text: Karl Held
„Beratungsresistent“, so charakterisiert augenzwinkernd Stefan Vollrath, Holzbildhauer und Dozent an der Haller Akademie der Bildenden Kunst, Florian Rist in seiner Laudatio. In einem packenden und lebendigen Vortrag anlässlich der Vernissage am 9. Mai 2025 umriss er das künstlerische Schaffen von Florian Rist. Als „spätberufener Künstler“ schrieb sich dieser 2016 in die Akademie ein. Seitdem sägt und schleift er ununterbrochen jeden Dienstag im Semester an seinen Holzskulpturen im Freien bei Wind und Wetter.
Kontinuität und Hartnäckigkeit, Leidenschaft und Liebe zum Holz, originelle Einfälle und immer neue Ideen, Zufälle im Holz aufzugreifen und ihnen Raum zu lassen, Gespür und Sinn für sicheres Formgefühl charakterisieren sein virtuoses Schaffen. Auf einen Tag Sägen mit der Motorsäge folgen sechs Tage Schleifen mit immer feinerer Körnung. Ein besonderes Wachs schützt am Schluss die glatte Oberfläche, animiert zum Streicheln und Anfassen der Skulpturen. Viele weisen Durchbrüche auf, so dass das einfallende Licht die konvexen und konkaven Formen besonders in ihrer Dreidimensionalität betont. Vertiefungen und Erhöhungen treffen sich oft an exakten Kanten, die sich organisch anschmiegen, harmonisch wirken und dem Lichtspiel eine besondere Betonung verleihen. Dem Auge bietet das knorzelige, manchmal auch morsche und verpilzte Holz an seiner polierten Oberfläche oft interessante grafische Linienstrukturen, fast schon eigenständige räumliche Zeichnungen, die sich über die Skulptur legen und sie zusätzlich beleben. Auch an den Maserungen von Rinde und Holz kann man sich kaum sattsehen. Verschiedenste Holzarten wie Apfel, Birne, Zwetschge, Kirsche, Mammutbaum, Thuja, Elsbeere usw. inspirieren den Künstler zu seinen erstaunlichen Objekten. Jedes ist ein Original, es gibt keine Wiederholungen. Florian Rist beginnt nicht mit einer festen Idee oder Vorstellung, sondern „lässt die Säge einfach mal machen“. Den Titel der Skulptur bestimmt er erst am Schluss. Hier zeigt er ein sehr feines Gespür für den Ausdruck und die Ausstrahlung des Kunstwerks und bietet damit dem Betrachter gleichzeitig einen Zugang, bringt Gedanken in Bewegung. Der bescheiden auftretende Künstler genoss die Würdigung und Anerkennung seiner Werke und seines Schaffens an diesem Abend in einem vollbesetzen Raum.
Gisela Färber von der Dorfgemeinschaft Bibersfeld moderierte und nannte als Ziel dieser nun 3. Ausstellung im DGH: Bibersfelder Talente würdigen, einen Ort der Begegnung schaffen, um die Dorfgemeinschaft zu stärken.
Das musikalische Ensemble „Just for fun“ (eigens für diesen Auftritt gegründet) umrahmte die Vernissage mit 6 Liedern aus der Jugendzeit von Florian Rist. Monika Hena und Sonja Fritz spielten Gitarren und sangen, begleitet von Ralf Zuber mit seinem Cajon.
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